Wie Sucht entsteht - Ansatzpunkte zur Suchtprävention

Veröffentlicht auf von Methusalem

Ein (zu?) einfaches Modell für die Suchtentstehung findet sich in einem Artikel der ZEIT. In einer Grafik werden die einzelnen Phasen der Abhängigkeitsentwicklung dargestellt.

  • Die genetische Ausstattung bringt eine erhöhte Empfänglichkeit für bestimmte Substanzen mit sich.
  • Zusammen mit der psychosozialen Prägung bestimmt diese Empfänglichkeit eine
  • individuelle Anfälligkeit für Abhängigkeit.
  • Verfügbarkeit und
  • gesellschaftliche Akzeptanz sowie
  • psychosoziale Faktoren entscheiden über den
  • Konsum von Suchtmitteln, aus dem sich ein
  • Kreislauf entwickeln kann.


  • Ist der Suchtmechanismus erst einmal erlernt, entwickelt sich eine Eigendynamik, die äusseren Faktoren treten zurück. Auch wenn dieses Modell letzten Endes zu einfach ist, so liefert es doch Ansatzpunkte für die Suchtprävention.

    1. Die Frage ist, ob sich die genetische Anfälligkeit beeinflussen lässt. Möglicherweise lässt sich langfristig Sucht auf der genetischen Ebene behandeln bzw. die Anfälligkeit beseitigen.

    2. Die psychosozialen Faktoren, die die individuelle Anfälligkeit bestimmen, sind im vorliegenden Modell nicht genau bestimmt. Soweit es sich um Erziehungseinflüsse handelt, stellen sich Fragen zur angemessenen Erziehung und zu typischen Entwicklungsprozessen, die die Entstehung von Sucht begünstigen bzw. ihr entgegen wirken.

    3. Verfügbarkeit und gesellschaftliche Akzeptanz als relevante Faktoren zu betrachten, legt die Schlussfolgerung nahe, dass verfügbare und gesellschaftlich akzeptierte Suchtmittel häufiger konsumiert werden müssten als schwer zugängliche und gesellschaftlich weniger bzw. kaum akzeptierte Suchtmittel. Die in der Grafik aufgenommene Statistik zeigt, dass dies tatsächlich so ist - Tabak und Alkohol werden wesentlich häufiger konsumiert als illegale Drogen.

    4. Psychosoziale Faktoren, die beim Erstkonsum eine Rolle spielen, sind prinzipiell beeinflussbar. Für die Suchtprävention bieten sich vor allem die inneren Einstellungen und Verhaltensmuster an, die auch bei verfügbaren und sozial akzeptierten Suchtmitteln die Möglichkeit offen lassen, Nein zu sagen. Der "mahnende Zeigefinger" dürfte nicht viel nützen... eher die Möglichkeit, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Hier sind Eltern, Lehrer, Ausbilder, Erzieher und Mitarbeiter in der Jugendarbeit gefragt. Voraussetzung ist, die Motive für den Konsum von Suchtmitteln zu verstehen - und Alternativen aufzuzeigen, wie Anschluss, Genuss und "besondere Erlebnisse" auch ohne Suchtmittel erreichbar sind.

    5. Hat sich die Abhängigkeit bereits entwickelt, stellt sich die Frage, ob die Betroffenen ihre Abhängigkeit erkennen, akzeptieren (Krankheitseinsicht) und bereit sind, eine Entgiftung durchzuführen sowie sich im Anschluss daran einer stationären Entwöhnungstherapie zu unterziehen (Therapiemotivation).

    6. Der letzte Ansatzpunkt für die Suchtprävention bezieht sich auf die Nachsorge, auf Rückfallgefahren und die Möglichkeiten zufrieden abstinenter Lebensführung im Anschluss an eine stationäre Entwöhnungstherapie. Von besonderer Bedeutung dabei sind die Möglichkeiten beruflicher Integration - was gerade dann besonders schwierig wird, wenn durch den Konsum von Suchtmitteln kein Berufsabschluss, vielleicht noch nicht einmal ein Schulabschluss vorliegt.


    Schlussfolgerungen

    Die Faktoren, die bei der Entstehung von Abhängigkeiten eine Rolle spielen, sind so komplex, dass eine einfache Lösung oder ein "Wundermittel" kaum zu erwarten ist. Einer der effizientesten Ansatzpunkte ist die Erstkonsumsituation - wenn es gelingt, gefährdete Kinder und Jugendliche frühzeitig zu erkennen und dafür Sorge zu tragen, dass sie den Weg in die Abhängigkeit erst gar nicht beginnen, wäre viel gewonnen. Einrichtungen wie die Deutsche Hauptstelle für Suchtgefahren oder die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung halten eine Menge an Informationsmaterialien bereit - wohl mit der Absicht, dass davon auch Gebrauch gemacht wird.


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Veröffentlicht in Prävention

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