Gesunde Einstellungen: Integrität

Veröffentlicht auf von Methusalem

Das zehnte Schema… und damit das letzte in der Reihe.

„Was ich tue stimmt mit meinen Werten überein.“

Der Grundgedanke ist hier: Gesundheit hat etwas mit Integrität zu tun. Es fördert das Wohlbefinden, wenn man Dinge tut, die wirklich wichtig sind. Wenn eigene Anliegen zum Ausdruck kommen können, gleichzeitig wenig Druck da ist, Dinge zu tun, die persönlich wertlos sind oder den eigenen Werten widersprechen. Werden Werte verletzt, meldet sich eine innere Instanz, die gelegentlich als „Gewissen“ bezeichnet wird. Mögliche Belastungen zeigen sich aus dieser Perspektive als innere Konflikte zwischen Werten und Verhalten. Es können Konflikte im zwischenmenschlichen Bereich damit verbunden sein – wenn andere bestimmte Werte betonen, denen das eigene Verhalten nicht entspricht. Wenn andere etwas tun, das den eigenen Werten nicht entspricht, das wir als „nicht in Ordnung“ bezeichnen. Oder unmoralisch, verwerflich, ungerecht usw.. Solche Konflikte können, wenn sie nicht lösbar sind, psychosomatische Störungen auslösen oder mit verursachen. Sie können die Quelle quälender Schuldgefühle sein, wenn das eigene Verhalten unverzeihlich erscheint.

Es ist gar nicht so schwer, zu erkennen, welche Werte bei welchen Tätigkeiten realisiert werden – oft ist es das Nützliche, das Ergebnis, das mit einer Tätigkeit angestrebt wird. Hobbies zeigen oft sehr deutlich die Wertstruktur auf – ob es dabei um Ästhetik geht, um etwas Praktisches, um Entspannung, Wohlbefinden, Gesundheit, um Gerechtigkeit, Wissen oder Erkenntnis, um Unterhaltung, Kreativität oder Entwicklung. Das, was wir gerne tun, hat etwas mit unseren Werten zu tun, es sind Dinge, die uns „liegen“, dem entsprechen, was wir tun wollen. Wer die Tradition der humanistischen Psychologie, die Grundprinzipien der klientenzentrierten bzw. personenzentrierten Gesprächspsychotherapie kennt, findet im Begriff „Kongruenz“ den passenden Begriff. Echtheit kann man auch dazu sagen, Gesundheit also ist etwas „Echtes“, kein Schauspiel, kein „verbogenes Selbst“. Im Grunde ist es ein Ideal – denn wirklich in jeder Situation voll und ganz mit den eigenen Werten im Einklang zu sein, das ist vielleicht nicht möglich. Aber es dürfte möglich sein, mehr von dem zu tun, was den je eigenen Werten entspricht, bewusster mit den eigenen Werten umzugehen, sie vielleicht einmal zu klären oder zu überprüfen. Weniger von dem zu tun, das nicht oder nicht mehr „stimmig“ ist. Loszulassen, was dem eigenen Wollen nicht oder nicht mehr entspricht. Dem näher zu kommen, was echt und passend ist.

 


 

Ansatzpunkte zur Schemaanalyse:

 

1. Die Einschätzung mit dem semantischen Differential

 

Was ich tue stimmt mit meinen Werten überein

stimmt nicht -3 -2 -1 0 +1 +2 +3 stimmt genau

 


 

2. In einem offenen Feld, etwa auf einem Formular, werden die eigenen Gedanken zu diesem Schema notiert. Eine andere Variante ist das direkte Gespräch – das Schema ist dann ein Impuls, die Reaktionen darauf ermöglichen Rückschlüsse auf Denkmuster und mögliche Probleme.

 


 

3. Die Analyse mit dem BASIC-ID.

 

 Verhaltensweisen (B = Behavior)

Mit welchen Tätigkeiten verbringe ich viel Zeit? Was von dem, was ich tue, ist mir wichtig und wertvoll? Welche Werte zeigen sich in dem, was ich gern tue, was ich für mich persönlich als „stimmig“ und „passend“ wahrnehme? Welche Verhaltensweisen erlebe ich als „nicht stimmig“? Tue ich Dinge, die meinen Werten nicht entsprechen? Legen mir meine Werte Tätigkeiten nahe, die ich nicht realisiere? Wieviel von dem, was ich tue, entspricht mir wirklich, wie groß ist der Anteil, der mit meinen Werten übereinstimmt?

 Gefühle (A = Affect)

Welche Gefühle verbinde ich mit den Gedanken zu Echtheit, Stimmigkeit oder ähnlichen Begriffen? Welche Hinweise geben meine Gefühle auf das, was bei mir stimmt oder nicht stimmt?

 Körperwahrnehmung (S = Sensing)

Wie erlebe ich meinen Körper, wenn ich die Erfahrung mache, dass mit mir selbst „im Reinen“ bin? Wie klingt meine Stimme, wenn ich voll und ganz hinter dem stehen kann, was ich sage? Wie klingt meine Stimme, wenn ich mir „nicht schlüssig“ bin? Welche Körperhaltung nehme ich ein, wenn ich etwas tue, das mir entspricht? Wie verändert sich meine Körperhaltung, wie verändern sich meine Bewegungen, wenn ich nicht hinter dem stehe, was ich tue?

 Bilder und Phantasien (I = Imagery)

Welche Bilder kommen mir in den Sinn, wenn ich an Situationen denke, in denen ich so handeln kann, wie ich es für richtig halte?

Welche Bilder oder Szenen fallen mir ein, in denen irgendetwas nicht „so war, wie es sein sollte“?

 Gedanken (C = Cognition)

Welche Gedanken zeigen mir Situationen, Verhaltensweisen und Sachverhalte auf, die nicht mit meinen Werten übereinstimmen? Welche Werte sind berührt, wenn ich etwas nicht „in Ordnung“, „ungerecht“, „unmöglich“ oder „unerträglich“ finde? Wie gehe ich mit diesen Konflikten um?

 Beziehungen (I = Interpersonal Relations)

Welche Beziehungen sind konfliktbesetzt, weil sich Anliegen und Werte unterscheiden oder gegensätzlich sind? In welchen Beziehungen werden meine Werte verletzt, bedroht, mit Füssen getreten? In welchen Beziehungen werden meine Werte unterstützt, wo erlebe ich, dass meine Anliegen verstanden und geteilt werden?

 Körper (D = Drugs & Medical Factors)

Wie reagiert mein Körper, wenn ich vor dem Hintergrund meiner Werte mit bestimmten Verhaltensweisen oder Sachverhalten bei mir selbst oder andere nicht einverstanden bin? Wie erlebe ich die Harmonie zwischen meinem Verhalten, meinen Beziehungen und meinen Wertvorstellungen körperlich? Wird meine Integrität durch Medikamente oder Suchtmittel beeinflusst oder beeinträchtigt?

 


...nochmal von vorn?  Gesunde Einstellungen: Schemata im Blickpunkt

Veröffentlicht in Prävention

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