Neue Wege in der Suchttherapie

Veröffentlicht auf von Methusalem

Suchtmedizinische Tagung in Rostock: Die Suchttherapie muss neue Wege gehen...
http://portal.gmx.net/de/themen/gesundheit/krankheiten/psyche-sucht/5054780-Tagung-Suchttherapie-muss-neue-Wege-gehen.html

Sucht ist ein grosses Problem. Die Aussage des Chefarztes Dr. Köhnke, dass die Suchttherapie neue Wege beschreiten müsse, lässt sich dabei nur dreimal dick unterstreichen. Dabei ist der Gedanke, dass das Umfeld von Schule und Familie mit einbezogen werden müsse, alles andere als neu. Nur leider... finanziert wird eben nur die Therapie mit einer einzelnen Person und es muss eben eine Störung mit Krankheitswert vorliegen, damit eine Therapie überhaupt finanziert wird. Für Prävention wird zu wenig getan - und so wie sie manche Ärzte wünschen, dass Krankheiten gar nicht erst entstehen, die Patienten mehr auf eine gesunde Lebensführung achten sollten, wünschen sich eben auch manche Psychotherapeuten, Sucht würde gar nicht erst entstehen. Am einfachsten wäre es, wenn der Griff zu Suchtmitteln gar nicht erst erfolgen würde. Nur: wer bringt jungen Menschen bei, ohne Drogen zu leben?

Unser Gesundheitssystem krankt daran, dass es zu spät greift - dann erst, wenn schon viel zu viel geschehen ist, das sich dann eben nicht mehr rückgängig machen lässt.

Im übrigen - wieviele Drogenabhängige stammen denn eigentlich aus einer intakten Familie? Wieviel von ihnen haben einen Schulabschluss, eine Berufsausbildung, sind in die Gesellschaft integriert, haben Antworten auf existenzielle Fragen gefunden und sind mit ihrem Leben zufrieden? Wenn die Vorstellung sich breit macht, dass das Leben ohne Drogen nicht mehr auszuhalten ist, wenn es der Gesellschaft nicht mehr gelingt, Perspektiven, Halt und Orientierung zu bieten, dann läuft irgendetwas schief. Zweifelhaft ist das Bemühen um Anerkennung, wenn es voraussetzt, "cool" zu sein, sich beim Komasaufen, durch Einbrüche oder möglichst heftigen Konsum unterschiedlichster Drogen zu "beweisen". Bewiesen wird damit nur eins: dass jungen Menschen eben nicht beigebracht wird, Gefühle zu verarbeiten, Probleme zu lösen, ihr Leben sinnvoll zu gestalten.

Lebendig geblieben ist mir die Erinnerung an einen Privatdozenten, der in einem Seminar zum Thema Prävention von seinen verzweifelten Bemühungen berichtete, deutlich zu machen, dass Alkohol eine Droge ist. Nein, Bier sei eben ein Grundnahrungsmittel, wurde ihm entgegengehalten. Zweifellos - manche Menschen können mit einem mässigen Konsum von Alkohol sehr alt werden. Dort aber, wo die Anfälligkeit zur Entwicklung von Abhängigkeit gegeben ist, gibt es eben keinen "kontrollierten Konsum". Erlebnishunger, Party, etwas Besonderes erleben, Neugier... wenn Drogen selbstverständlich werden, wird die eigene Freiheit aufgegeben. So recht verstanden habe ich das nie - was ist eigentlich so toll daran, sein Leben immer mehr von einer einzigen Substanz bestimmen zu lassen? Was ist so schlau daran, bei jedem unangenehmen Gefühl sofort nach einer Pille zu schreien, die das Ganze "wieder weg macht"?

Jene, die auf Drogen verzichten, haben vielleicht etwas Besseres mit ihrem Leben vor. Vielleicht ist es an der Zeit, die Gründe herauszuarbeiten, die Elemente zu erkennen, die der Entstehung von Abhängigkeit entgegenwirken. Und vielleicht ist es das einfache Motiv, sein Leben selbst bestimmen zu wollen - und frei zu sein. Manche erkennen sehr spät, dass der Spruch "High sein - frei sein" nichts anderes ist als eine gefährliche Illusion.

Was auch immer an Drogen "hilfreich" sein mag - es bleibt kurzfristig, begrenzt, fragwürdig. Und fordert einen hohen Preis. Den höchsten: das Leben selbst.

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