Sympathie, Antipathie, Liebe und Lust (Teil 2)

Veröffentlicht auf von Methusalem

Im ersten Beitrag zum Thema ging es bereits um die Frage, was einen Menschen sympathisch macht. Inzwischen sind noch einige Ideen dazugekommen. Bei manchen Dingen würde ich gern nachfragen... "innovative Haltung" ist so ein Thema.
Wenn eine innovative Haltung einen Menschen sympathisch macht... dann fragt es sich, für wen.
Geht es um Sympathie im privaten oder beruflichen Bereich? Gibt es da einen Unterschied, oder werden Menschen, die uns privat sympathisch sind, auch gern als Kollegin oder Kollege gesehen?
Der Gedanke, auf den es mir ankommt, ist die Situationsabhängigkeit - in einem innovationsfreudigen Team werden neue Kollegen, die ebenfalls innovativ sind, wohl gern aufgenommen. Ganz anders aber kann es aussehen, wenn insgesamt eine eher konservative Stimmung vorherrscht. "Bloss nichts Neues" - "nicht schon wieder jemand, der etwas verändern will". Wer innovativ denkt, kann sich damit sehr unsympathisch, sehr unbeliebt machen. Es kommt eben darauf an. Für den Umgang mit Gefühlen wie Sympathie und Antipathie ist schon viel gewonnen, wenn wir uns bewusst machen, dass Sympathie nicht ein Merkmal ist, das ein Mensch "hat" oder "nicht hat". Es kommt eben darauf an, wie wir diesen Menschen wahrnehmen. Was für den einen sympathisch ist, wirkt auf die andere vielleicht sehr unsympathisch. Es gibt sicherlich Merkmale, die für viele oder die meisten Mitmenschen Sympathie vermitteln - aber kein Patentrezept, das Sympathie kulturübergreifend und für alle Zeit "garantiert". Als sozial vermitteltes Konstrukt ist Sympathie Ausdruck eines Lernprozesses - sympathisch finden wir Menschen, die wir als sympathisch wahrzunehmen gelernt haben.
Dieser Gedankengang kann eine grosse HIlfe sein, wenn es um das Gegenstück, die unsympathischen Menschen, das Phänomen Abneigung geht. Dort, wo deutlich ist, dass Sympathie und Antipathie gewissermassen "gemacht" und nicht "einfach so da" sind, gibt es eben auch Möglichkeiten, mit Gefühlen der Abneigung bewusster umzugehen. Im Privatleben und in der Öffentlichkeit bieten sich meist viele Möglichkeiten, den als unsympathisch wahrgenommenen Mitmenschen aus dem Weg zu gehen. Wie sieht das aber aus, wenn das Unangenehme personifiziert im Büro nebenan sitzt, tagtäglich mehrmals Auge in Auge am eigenen Antlitz vorbeimarschiert und vielleicht freundlich lächelnd kaum mehr als ein frostiges Gefühl des Gerade-noch-Ertragen-Könnens vermittelt? Zu diesem Thema gibt es jetzt ebenfalls ein Brainstorming. Bevor ich also meine eigenen Gedanken zum Umgang mit Antipathie darstelle, möchte ich eine Zeit lang warten, was dort noch an Ideen auftaucht...

(Fortsetzung folgt)

Veröffentlicht in Gefühle

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M
Die Zeiten der Charakterologie sind (zumindest in der wissenschaftlichen Psychologie) längst vorbei. Es hat sich gezeigt, dass man aus körperlichen Merkmalen nicht auf den "Charakter" schliessen kann - trotzdem geistern diese Vorstellungen noch immer in der Gegend herum... als Vorurteile und naive Persönlichkeitstheorien, die das Zusammenleben stark belasten können. Antipathie bearbeiten - das bedeutet auch, sich den je eigenen Vorurteilen bewusst zu werden und Abschied zu nehmen vom "Schubladendenken", das andere Menschen u.U. vorschnell verurteilt.
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M
Ja, das ist wohl auch ein schlimmes Gefühl, dass man nicht aufkommen lassen sollte. Man erinnere sich an die Zeit Adolf Hitlers, woran man Kriminelle, Juden, Blöde etc. erkennen sollte...  wer so eine augenfarbe, so eine Nase etc. habe...Schliesslich sind wir alle genau so erschaffen, wie  Gott uns haben wollte, und wenn man eine Antisympathie gegenüber eines Mitmenschen verspürt, sollte man der Sache auf den Grund gehen, woran es liegt: sollten es die ungepflegten Haare sein oder ähnlich, gibt es doch eine zwischenmenschliche Kommunikation mit der man das beheben kann. Ausserdem muss man sich ja auch nicht mit allen verbrüdern ...oder "every body darling" sein... ich denke mit Respekt jedem Lebewesen gegenúber, kann es eigentlich nicht zu solchen "Verhártungen " komme. 
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É
"... frostiges Gefühl des Gerade-noch-Ertragen-Könnens..." - so extrem ist mir das mit einzelnen Menschen noch nie passiert... eher mit Musik (?) bzw. irgendwelchen Geräuschen.
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