Effizienz: aufgebohrt (10)

Veröffentlicht auf von Methusalem

„Ich weiß, was ich will." Wenn das immer so einfach wäre... Die Erfahrung, sich selbst als ineffizient zu erleben, hat oft mit unklaren Zielvorstellungen zu tun. Klarheit entsteht manchmal von selbst und drückt sich im Erleben aus als: „...da ist mir etwas klar geworden" (was nicht nur auf Ziele bezogen sein muß). Klarheit ist manchmal aber auch das Ergebnis bewußten und gezielten Nachdenkens. Die Formulierung „darüber habe ich mir Klarheit verschafft" ist im Alltag weitaus weniger gebräuchlich. Sätze wie „ich will ja eigentlich, aber..." zeigen mögliche Konflikte und Widersprüche auf. Manchmal müssen Entscheidungen getroffen werden - das eine tun heißt etwas anderes zu lassen, in zwei verschiedene Richtungen gleichzeitig zu gehen bringt gelegentlich gewisse Schwierigkeiten mit sich. Aufschlußreich ist auch die Formulierung „ein klares Ziel vor Augen haben" - Visualisierungen als angenehme, wünschenswerte Vorstellungen bringen oft mehr in Bewegung als nüchterne Sätze. Die Aussage „ich rechne damit, dass irgend etwas schwierig werden kann..." sollte nicht als Anleitung zum Katastrophendenken mißverstanden werden. Es geht einfach um die schlichte Einsicht, dass nicht alles reibungslos gelingen wird. Hindernisse, Umwege und Schwierigkeiten gehören grundsätzlich zum Leben. Die aktive Haltung diesen Schwierigkeiten gegenüber immer wieder einzuüben bedeutet, sich auf die Ziele zu besinnen, die Aufmerksamkeit auf die Bewältigung und Lösung von Problemen zu konzentrieren.

Vermeidungstendenzen, negative emotionale Schemata und das Phänomen „Aufschieben" sind eine ausführlichere Analyse wert - mit dem Gedanken „sich Ziele vor Augen führen" wird das verhaltenstherapeutische Konzept „Stärkung der Annäherungstendenz" angesprochen. Ich bin mir dessen bewußt, dass diese einfache und verkürzende Formulierung im Einzelfall nicht immer ausreichen wird. Angststörungen lassen sich nicht einfach wegzaubern, wenn man sich die angestrebten Ziele vor Augen führt. Dass Menschen „sich selbst überwinden", wenn ihnen in einer bestimmten Situation ein Ziel sehr wichtig wird, entspricht allerdings der Alltagserfahrung. Bescheidener formuliert: klare Ziele sind hilfreich. Sind sie verbunden mit einer klaren Vorstellung von dem, was es zu tun gilt, kommt etwas in Gang. Diese Bewegung ist: Motivation. Vielleicht ist es nötig, sich selbst zu motivieren, um etwas anpacken zu können... vielleicht aber entsteht die Motivation erst im Prozeß des Anpackens. Die Volksweisheit „der Appetit kommt beim Essen" hat wohl einen wahren Kern...

 


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Veröffentlicht in Übungen

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