Das Leben muss weitergehen - der Krieg im Gazastreifen

Veröffentlicht auf von Methusalem

Ohne Feindbilder sind Kriege nicht möglich. Die Logik des Krieges zu verstehen setzt voraus, die Entstehung und die Entwicklung von Feindbildern zu beschreiben - sie sind notwendig für den Gedanken, dass ein Krieg "unvermeidlich sei".



Anders sieht es aus, wenn es jenseits der Grenze Freunde gibt - dann finden Hoffnung und der Wille zum Frieden zusammen.

Im Blog der Tagesschau findet sich der Hinweis auf ein Blog, das von zwei Freunden betrieben wird - der eine wohnt im Gazastreifen, der andere in Israel.

Life must go on - das Leben muss weitergehen. "Hopeman" nennt sich der Blogger aus Israel und ich möchte Auszüge aus seinem heutigen Blogeintrag (2.Januar 2009) übersetzen, um einen Einblick zu ermöglichen, was sich dort im Moment abspielt.

 

"Die letzten 6 Tage waren sehr schwierig. Israel hat den Gazastreifen kontinuierlich bombardiert. Den Lärm der Angriffe kann man in Sderot deutlich hören. ... Zwischen 60 und 100 Raketen wurden täglich vom Gazastreifen aus abgeschossen. Bei diesen Angriffen wurden 4 Menschen getötet, Dutzende verwundet, Tausende stehen unter Schock. In Gaza sind 400 Menschen gestorben und Tausende wurden verwundet. ...

Die öffentliche Meinung in Israel unterstützt den Krieg. In einer Umfrage haben sich 81% der Befragten für den Krieg ausgesprochen. Ich bin nicht sicher, ob die Zahlen stimmen und weiß nicht, welche Ergebnisse weitere Umfragen zeigen werden. Aber ich glaube, dass die Zustimmung zu diesem Krieg nur langsam nachlassen wird. ..

Sderot ist etwa 40-50 km vom Gazastreifen entfernt, viele haben die Stadt verlassen und ich schätze, dass weniger als 50% geblieben sind. Auf der Straße sieht man wenig Menschen, Kinder sieht man nirgends. Der Krieg war ein großer Fehler aber es ist kein Wunder, dass ihn so viele unterstützen. Die meisten Menschen in Israel haben den Eindruck, dass es unvermeidlich war, Gaza anzugreifen und die Raketenangriffe ein für allemal zu beenden. Es ist eine verständliche Reaktion auf die gegenwärtige Situation. Persönlich denke ich, dass es ein furchtbarer Fehler ist, der vermeidbar gewesen wäre.

5 Monate lang war praktisch Ruhe. Anstatt diese Waffenruhe zu nutzen, um eine langfristig tragfähige Übereinkunft zu erzielen, wurde auf beiden Seiten der Krieg vorbereitet und geplant. Es gab keine ernsthaften Bemühungen um einen Dialog. Israel setzt die Belagerung fort, die Hamas den Waffenschmuggel. Die Waffenruhe war nur eine Vorbereitung der nächsten Runde, die wir jetzt erleben.

Im Moment bin ich sehr pessimistisch. Meine Angst ist, dass es zu einem Bodenangriff kommen wird und noch mehr Leid entsteht. Vielleicht gibt es eine Vereinbarung, ich hoffe, dass es bald geschieht, ich fürchte, dass es nicht geschehen wird."

Die beiden Blogger tauschen sich jeden Tag aus und unterstützen sich gegenseitig. Auf beiden Seiten gibt es viel Angst und Leid.

"Was ich und meine Freunde tun ist, den Dialog mit den Freunden im Gazastreifen fortzusetzen. Wir versuchen, den Dialog auf beiden Seiten auszuweiten und zu vertiefen. Nach dem Krieg wollen wir Wege zur Zusammenarbeit finden und Normalität herstellen. Wir sind nur wenige Kilometer voneinander entfernt und das wird sich nie ändern. Es ist extrem wichtig, den Dialog auszuweiten und Vertrauen zwischen jenen zu schaffen, die zum Gespräch bereit sind. Unsere Geschichten, Ängste und Hoffnungen auszutauschen. Am Tag nach dem Krieg brauchen wir einen neuen Anfang. Lasst uns jetzt eine Saat der Menschlichkeit und des Vertrauens pflanzen."

 

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Veröffentlicht in Politik

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