Der letzte Nerv

Veröffentlicht auf von Methusalem

Manche Menschen können einem wirklich den letzten Nerv rauben... und ich fürchte, wer irgendwo in irgendeinem Dienstleistungssektor arbeitet, wird ihnen früher oder später begegnen... noch praktischer ist es, wenn man solche Menschen direkt um sich hat, womöglich in der eigenen Wohnung...  Was tun also? Zunächst mal möchte ich über die Kunst berichten, sich unbeliebt zu machen. Die Anleitung dazu ist im Prinzip einfach. Nerven. Wie man das macht? Zum Beispiel, in dem man grundsätzlich alles mögliche kritisiert, in jedes erdenklich auffindbare Fettnäpfchen tritt und Grenzen unmittelbar überschreitet, wo immer man sie findet. Grenzenlosigkeit und Frechheit sind nützliche Ingredienzen dabei, Anprüche stellen, die mindestens zur Hälfte unangemessen sind und auch den außergewöhnlichsten Wunsch als unabdingbare Forderung formulieren. Natürlich ist alles auf der Welt ein Fünfsternehotel und für den, der sich unbeliebt machen will, brauchen wir noch einen Stern extra... mindestens. Die richtige Einstellung dazu ist: ich will alles und das sofort. Auf jeden Fall und unbedingt, ohne Widerrede und zu jeder Tages- und Nachtzeit. Andere müssen mir zu Füssen liegen und alles so tun, wie ich das will.... und wenn nicht, dann wird sich schon jemand finden, bei dem man sich beschweren kann. Am besten bei A über B und bei B über A. Und bei C über A und B zusammen. Wenn man nur lange genug nervt, wird sich schon einfinden, was als Recht gefordert wird, auch wenn es zehnmal Unrecht ist. Über narzisstische Einstellungen hatte ich bereits berichtet... weil es solche Menschen leider wirklich gibt. Und ich gestehe, dass mir solche Leute tierisch auf den Keks gehen, vor allem dann, wenn die dissoziale, funktionalisierende Komponente sich alsbald dazu gesellt und die Angelegenheit noch unerträglicher macht.
Da fällt mir ein... ein therapeutisches Prinzip aus der Beziehungsanalyse von Thea Bauriedl, jenes Buch, über das man mit niemandem diskutieren kann, weil es zu schwierig erscheint. Aber diese Formulierung "sich nicht verwenden lassen und den anderen nicht verwenden"
, das hat was. Wer lässt sich schon gern benutzen, funktionalisieren, einspannen, als Treteimer benutzen, von oben herab herumkommandieren... ob es Kunden, Patienten oder sonstige Leute sind, spielt dabei keine grosse Rolle. Sind es die eigenen Kinder, dann läuft etwas schief. Es gibt nun mal Grenzen auf der Welt und wer arbeitet, hat auch mal Pause oder Feierabend. Irgendwann will ich mal nach Hause, dann ist Schluss.
Manche begreifen es vielleicht, wenn man das Beziehungsmuster aufdeckt und auf Grenzüberschreitungen hinweist. Manche aber auch nicht. Und dann wird es anstrengend für so manche Busfahrer, Beamte, Kellner, Stewardessen, Kundendienstmitarbeiter usw... und auch für Therapeuten. Das Schwierige dabei ist, freundlich zu bleiben, wenn man freundlich bleiben soll, nein, irgendwo ist eine Grenze, wo das einfach nicht mehr geht und auch das mühsam aufgesetzte Lächeln nicht mehr glaubwürdig ist, weil es dem eigenen Befinden nicht entspricht. Irgendwo gibt es einen Punkt, an dem eine Grenze einfach gesetzt werden muss, wenn man gesund bleiben will. Und solche Menschen, die einem gern den letzten Nerv rauben würden, brauchen dann auch ein Zeichen, dass irgendwo ein Ende ist... auf irgend eine Art. Eine bemerkenswerte Einsicht.... jede Dienstleistung enthält Komponenten, die auf Freiwilligkeit beruhen, Ermessensspielräume, die man so oder anders ausschöpfen kann. Und so kommt es wohl, dass die grenzüberschreitenden Nervensägen letzten Endes doch nicht alles bekommen, was sie wollen.
Irgendwann bekommt jeder Stinkstiefel seine Rechnung serviert... mit einem eiskalten Lächeln.

Veröffentlicht in Querbeet

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K
Vielen Dank für das Verwendungs-Zitat. Ich habe das Buch auch nicht gelesen, finde aber diese Aussage sehr nachvollziehbar, essentieller Bestandteil bestenfalls erwachsener Beziehungen. Aber irre schwer.Dir einen schönen Tag!K.
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M
<br /> Hm... vielleicht sollte ich mich mal noch näher mit dem Thema Manipulation beschäftigen... auch einen schönen Tag,<br /> lg Methusalem<br /> <br /> <br />