Glückseligkeit tafelweise? Zur Frage der Schokoladensucht

Veröffentlicht auf von Methusalem

Das sind Probleme  Es gibt tatsächlich beinahe 8000 Google-Einträge zur Schokoladensucht.

Schnell zu finden war eine Stellungnahme zur pharmakologischen Suchtwirkung von Schokolade: Serotonin und (Achtung!) Cannabinoide sind in Schokolade drin, Tryptophan und Phenyletylamin. Dass Drogenabhängige während der stationären Entwöhnungstherapie häufig wild auf Süssigkeiten sind, ist nichts Neues und oft wird dann von Therapeuten flugs von "Suchtverlagerung" gesprochen. Trotzdem - als Diagnose existiert "Schokoladensucht" nicht - und Entzugserscheinungen, die den Wirkungen des Entzugs von Alkohol oder Drogen entsprechen, sind mir nicht bekannt. Bedenklich wäre es schon, wenn Schokolade zum einzigen Nahrungsmittel würde, wenn sich alles nur noch um Schokolade drehen und alle anderen Lebensbereiche vernachlässigt würde, das gesamte Einkommen nur für Schokolade geopfert und täglich ein Lebensmittelladen überfallen würde, um an den heiss ersehnten "Stoff" zu kommen...
Ähnlichkeiten zur Sucht gibt es wohl, aber streng genommen ist der Begriff "Schokoladensucht" falsch. Als Alltagsbegriff mag er tauglich sein, um den übermässigen Genuss von Schokolade zu beschreiben, aber deshalb eine Drogenberatungsstelle aufzusuchen... das wäre wohl nicht das Richtige. Schokolade kann man geniessen - warum auch nicht? Kritisch wird es erst, wenn die Ernährung einseitig wird, kritisch wird es auch bei Diabetes. Problematisch wird es, wenn Alkoholabhängige Schokoladensorten essen, die Alkohol enthalten. Auch geringe Mengen können Suchtdruck auslösen und einen Rückfall provozieren. 
Ansonsten ist das grösste Problem... der mögliche Verlust der Genussfähigkeit.
Denn Geniessen ist immer etwas Begrenztes - zuviel des Guten verdirbt den Genuss.
Nachzufragen ist trotzdem sinnvoll... denn was sich hinter dem Begriff "Schokoladensucht" verbergen kann, sind sehr wohl Probleme mit dem Essen überhaupt, unangenehme Gefühle, Konflikte und Krisen. Dort sind dann Antworten und Lösungen zu suchen - die Schokoladenabstinenz "an sich" ist kein sinnvolles Therapieziel. Sich gesund ernähren und das Leben geniessen - dagegen ist nichts zu sagen. Und da darf es auch mal Schokolade sein...

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Veröffentlicht in Querbeet

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M
Wenn Schokolade zum Problem wird, geht es wahrscheinlich nicht um Schokolade... eine einfache, allumfassende Erklärung hab ich dafür nicht. Das ist eine individuelle Angelegenheit, hinter der eine Essstörung stehen kann, Stress, Konflikte, unangenehme Gefühle, Liebeskummer, alles Mögliche. Und vielleicht auch eine traumatische Erfahrung, die nur ganz langsam bewusst werden darf. Auf jeden Fall gebe ich der Schokolade, ihrer Zusammensetzung oder Farbe erstmal nicht die Schuld an der Misere... und wenn es wirklich ein Problem ist, sind Internetforen ein fragwürdiger Selbstheilungsversuch. Eine Psychotherapie wäre da wirklich besser.lg Rolf
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É
Wieso Einwände?http://pimpyourself.over-blog.com/article-18130563.htmlTryptophan ist z.B auch in Bananen. Hast du schon mal mitgekriegt, dass sich jemand vor lauter Stress, Frust,... mit Bananen vollstopft? Da braucht's dann schon die Schoki. Das Schoko-Problem ist eher, dass man nicht mehr damit aufhören kann. Woran liegt das? An der Gesamtheit der sensorischen Eindrücke (die sind bei dunklen Sorten ja anders als bei hellen), oder steckt da mehr dahinter?lg, nicole
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