Essstörungen - Informationsquellen und Fragen zur Prävention

Veröffentlicht auf von Methusalem

Über Essstörungen gibt es im Internet viele Informationsquellen unterschiedlicher Qualität. Für einen ersten Überblick eignet sich die Darstellung von Werner Stangl in seinen Arbeitsblättern. Unter anderem findet sich darin ein Hinweis auf die noch sehr wenig bekannte Form der Orthorexia nervosa, mit der die Besessenheit vom gesunden Essen bezeichnet wird (s. dazu Kunze, Michael, Kiefer, Ingrid & Kinzl, Johann (2004). Besessen vom Essen. Kneipp Verlag.). 

Nach Angaben des Ernährungspsychologischen Instituts der Universität Göttingen ist jede zweite deutsche Frau eßgestört. Die Internetseite des Instituts befindet sich noch im Aufbau... wird aber sicher spannend. Wer sich nur mal kurz über Ernährungspsychologie informieren möchte, kann neben dem Artikel bei Wikipedia auf der Seite "Lust-auf-abnehmen" etwas über den Zusammenhang von Gefühlen und Essverhalten erfahren. Prävention als Erziehung zu gesundem Essverhalten: neben Hinweisen zu gesunder Ernährungserziehung gibt es bereits Konzepte zu Gesundheitskampagnen.

"Jedes vierte bis fünfte Kind in Deutschland ist übergewichtig, jedes 10te bis 20ste Kind ist fettleibig (adipös). Die schulischen Leistungen der Kinder und Jugendlichen sind im europäischen Vergleich noch immer verbesserungswürdig. Gleichzeitig sind Körpergefühl und Koordination so schlecht wie nie zuvor." - Dieses Zitat stammt aus dem Programm für Gesundheit und Bewegung, das mit dem Titel "Fitte Schule" von Ernährungspsychologen des Bereichs Humanmedizin der Universität Göttingen zusammen mit dem Eutiner Institut für Bewegungstherapie und Rehabilitation entwickelt wurde.

Zu dick sind auch Soldaten in der Bundeswehr. Mehr als 40 Prozent der jungen Soldaten haben Übergewicht, heisst es in einem Artikel im Spiegel. 

Hinweise auf Projekte (vor allem in Österreich) und Materialien finden sich ebenfalls in Stangls Arbeitsblättern (Präventionsprogramme bei Essstörungen).
Diplom-Psychologe Dr. Hans Ulrich Gresch nimmt auf seiner Website Stellung zum Thema Ernährung als vernachlässigtes Thema in der Psychotherapie
Geschmackssache, Essen und Genießen... warum essen wir, was wir essen und lehnen bestimmte Nahrungsmittel ab? Das Magazin GEO WISSEN gewährt einen Einblick in die Einsichten von Paul Rozin, Psychologe an der University of Pennsylvania in Philadelphia. Auf einer grundsätzlichen Ebene setzt sich der Artikel von Gottfried Neuhaus mit Grundfragen der Salutogenese auseinander:

"Der pathogenetische Ansatz "Was macht Menschen krank?" muss ergänzt werden durch den salutogenetischen Ansatz "Was hält Menschen gesund?"...Von großer gesundheitlicher Bedeutung ist es, dass Menschen ein positives Selbsterleben und eine weitreichende emotionale Stabilität entwickeln, die durch Schicksalsschläge nicht grundlegend beeinträchtigt wird. Seelisch-körperliches Wohlbefinden, das Streben des Menschen nach Reifung und Entfaltung seiner Anlagen sowie eine ausgeprägte selbst- und fremdbezogene Wertschätzung führen zu seelischer Gesundheit. Damit ist die zeitlich stabile Eigenschaft von Kindern und Erwachsenen gemeint, die es ermöglicht, sowohl persönlichen Erwartungen wie auch den Erwartungen anderer gerecht zu werden."

Der letzte Absatz des Artikel berührt dabei eine zentrale Frage - die Zielvorstellung, irgendwann in Jahrzehnten gesund zu sein, wird vor allem junge Menschen kaum motivieren, etwas für die eigene Gesundheit zu tun, sich mit Fragen der Prävention zu beschäftigen.

"Es ist daher sehr bedeutsam, dass das gesundheitsgerechte Handeln direkt spürbare positive Wirkungen zeigt."

Umfangreiche Veränderungen zeichnen sich ab, und die Frage ist, ob uns das "schmeckt". Ernährungsberatung ist ein wichtiger Aspekt, genügt aber für sich genommen nicht. Vor allem dann, wenn Essstörungen lebensbedrohlich werden, geht es nicht ohne die medizinische Behandlung, im Einzelfall ist ein Klinikaufenthalt unverzichtbar. Das Wichtigste ist aber die Psychotherapie - was allerdings voraussetzt, dass Krankheitseinsicht und Therapiemotivation gegeben sind. So vielfältig die Formen von Essstörungen auch sind - die Grundprobleme, das Selbstwertgefühl, der Umgang mit Gefühlen und Konflikten, gleichzeitig die Angst, sich selbst einzugestehen, dass "da etwas nicht stimmt" sind auffallend ähnlich. Nicht zuletzt stellt sich die Aufgabe, medienvermittelte Leitbilder kritisch zu hinterfragen - vielleicht hilft da die Bilderserie über "Jo-Jo-Probleme von Prominenten", die einen nüchternen Blick auf die schlanken Vorbilder wirft.

Materialien und Broschüren der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zum Thema Ernährungsaufklärung, Essstörungen und das Problem der Schönheitsideale können zum größten Teil kostenlos heruntergeladen oder bestellt werden.

(Alle bisher gesammelten Links finden sich hier). Die Frage ist nur, wer das alles lesen soll... ich für meinen Teil muss das erstmal verdauen. Klar ist aber auch: Material gibt es genug!

 

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É
Hallo Rolf,hast du schon mal "pro ana" gegoogelt? Da findet man dann noch mehr schwer verdauliches...lg, nicole
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