Autogene Integration

Veröffentlicht auf von Methusalem

Mit dem Begriff "Autogene Integration" bezeichne ich einen Ansatz, der auf dem Autogenen Training nach Dr. Schultz aufbaut. Die Grundidee ist einfach - wenn ein Gedanke wie "Haut schmerzfrei" oder "ich bin ganz ruhig" körperliche Prozesse beeinflussen kann, dann kann auch ein Gedanke andere Gedanken beeinflussen und wirkt damit auf die Psyche. Die Absicht eines Arztes, in angemessener und die Gesundheit fördernde Weise auf den Körper einzuwirken, führt hier ein Psychologe mit der Absicht fort, präventiv, aber auch im therapeutischen Kontext psychische Funktionen zu aktivieren und die Selbstregulationsfähigkeiten zu unterstützen. So gesehen lässt sich Autogene Integration verstehen als Fortsetzung, als Aufbauprogramm für das Autogene Training.

Als Fortsetzung der Organübungen ist das Zielorgan dabei das Gehirn.

Mit diesem Ansatz verbinde ich auch die Hoffnung, dass sich die Wirkung bestimmter Psychopharmaka durch ein spezifisches Training langsam ersetzen lässt. Dort, wo die medikamentöse Psychiatrie mit der Psychotherapie zusammenarbeitet, lassen sich so im Laufe der Zeit Dosierungen reduzieren - dann nämlich, wenn die Selbstregulationsfähigkeiten die Funktion des Medikaments immer mehr übernehmen können.

Die erste Übung, die ich vorstellen möchte, basiert auf dem theoretischen Gebäude des Myers-Briggs-Typenindikators nach Bents/Blank. Gehe ich davon aus, dass Menschen ihrem Typenprofil entsprechend bestimmte Funktionen stärker nutzen als andere, die jeweils vernachlässigte Funktion aber sehr wohl auch ihren Wert hat, dann läuft die Funktionsbalance darauf hinaus, das gesamte Spektrum zu nutzen - die linke UND die rechte Hemisphäre, beide Teile des Gehirns.

Noch weiter gefasst zielt Autogene Integration auf die aktive, sinnorientierte Lebensgestaltung ab. Eine günstige körperliche Verfassung ist dabei die Grundlage für das Einüben von Problemlösestrategien und Bewältigungskompetenzen, von selbstregulierenden und selbstkontrollierenden Prozessen des Handelns. Leitbild ist dabei die innere Ausgeglichenheit und die Entfaltung des menschlichen Potentials.

Ich bin mir dessen bewusst, dass manche Übungen langfristig der Kritik nicht standhalten werden oder sich als nutzlos erweisen werden - welche Gedanken sich für wen in welcher Situation als hilfreich erweisen, ist eine Frage, die sich schwer allgemein beantworten lässt.

Erstaunlicherweise sind es manchmal sehr einfache Sätze, die sich als hilfreich erweisen können. Zum Thema Angst: der Boden unter meinen Füssen bleibt immer da.

Sich beruhigen - das geht auch ohne Beruhigungsmittel, wir brauchen nicht für alles und jedes Wehwehchen ein Medikament. Sicher - es ist Arbeit, erfordert Übung, bis der Satz "ich bin ganz ruhig" wirklich ankommt. Vielleicht hilft eine eher prozessorientierte Formulierung wie "ich werde langsam immer ruhiger". Das Prinzip bleibt dasselbe: dem, was sich in mir bewegt, was mich belastet und beunruhigen mag, bin ich niemals hilflos ausgeliefert.

Auch das hat, finde ich, etwas Beruhigendes.

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